Montag, 14. März 2011

Helge Schneider rettet die Welt:

"Ich fände es gut, wenn du das Radio anmachst, und dann läuft immer Count Basie. Radio an: Count Basie. Fernsehen an: Count Basie. Dann gäbe es bestimmt nicht so viele doofe Leute."
(...und die Überschrift hier ist überhaupt nicht ironisch gemeint)
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Übrigens: sein achtminütiges "Sunny" ist wunderbar: mit Hammond, guitar & drums.

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Nochmal Hölderlin:
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Die Scherzhaften

Immer spielt ihr und scherzt?
Ihr müßt! O Freunde!
Mir geht dies in die Seele, denn:
Dies müssen Verzweifelte nur.

(verbesserte-Zeilen-Version; H. war wohl doch schon etwas ga-ga)
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Helge Schneider sagte auch kürzlich, dass er mit Röhrenmikros und 2 Zoll-Bandmaschine produziert, die Plattenfirma aber leider seine Aufnahme nicht auch auf Vinyl herausbringen will. So ein Mann muss doch einfach gut sein.

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Das war im gleichen Interview, wenn ich recht erinnere. Röhrenmikros hat inzwischen wieder jedes gute Tonstudio. Schneiders großes Publikum sind wohl weniger die Vinyl-Freaks, die Entscheidung des Labels ist wohl richtig.

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Ich bin völlig überzeugt, dass sich eine kleine Auflage von 500 oder 1000 Stück sehr schnell verkaufen würde.

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Boris Vian dagegen bevorzugt einen Kollegen: » Es gibt nur zwei Dinge, die Liebe und die Musik von Duke Ellington. Alles Übrige mag verschwinden.«

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Duke Ellington wird in der Tat heutzutage als eine Art Big Band-Entertainer unterschätzt.
Er hat unglaublich gute Platten gemacht, und die klingen oft auch noch fantastisch. Nur als Beispiel: "This One's for Blanton" - der Duke am Piano und Ray Brown am Bass, sonst nichts.
Trotzdem nur Liebe und Ellington - das wäre mir dann doch zu wenig. Stockhausen muss schon auch noch sein.
Aber die französischen Autoren jener Jahre neigten ja sowieso zu emotionalen Übertreibungen.

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In Jeeves' Umgebung gibt's wohl niemand, der den Duke "als eine Art Big Band-Entertainer unterschätzt". Auch ich verkehr' nicht in Kreisen, in denen ich solch' kulturelle Nieten treffen könnte.
Wer Ellington kennt, weiß auch um seinen Rang, sein Renommee und schätzt vor allem seine Meisterwerke der zwanziger, dreißiger, vierziger Jahre, die zur amerikanischen Kultur gehören wie nur wenig anderes.
Und wenn Jimmy Blanton schon erwähnt wird, dann doch bitte die Originalaufnahmen des Ellington-Orchestern (plus einige piano/bass-Duos) mit Blanton am Bass aus den Jahren '39 bis '41.

Den großen Duke, der Musikgeschichte schuf und zudem zu Lebzeiten berühmt und beliebt war, mit absonderlichen Gottsuchern wie Herrn Stockhausen in einem Atemzug zu nennen, ist allerdings gewagt.

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Natürlich ist das gewagt.
Stockhausen gegenüber Duke Ellington ist bei aller Wertschätzung für den Duke dann doch in etwa wie post-graduate studies gegen Vorschulklasse.
Das muss man ganz einfach völlig emotionslos feststellen bei rationaler musikalischer Analyse.
Den musikhistorischen wie künstlerischen Rang von Stockhausen haben bei mir höchstens noch Bach, Mozart usw.
Und im vergangenen Jahrhundert vielleicht Schönberg, Webern, Ives.

Zur näheren Erläuterung: Ich bin kein "Fan", sondern spiele die Musik von Stockhausen selber. Sowie auch die der anderen genannten Komponisten. Und auch Jazz.

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Ein E-Komponist "Boehmer" im Interview mit der SZ, 30. Nov 2008:

SZ: Wie hat das Publikum eigentlich angefangen, die 'Ernste Musik' zu verachten?

Boehmer: Raten Sie mal!

SZ: Es blieb weg?

Boehmer: Schlimmer: die Intelligentesten blieben weg. Ich kenne bis heute keinen Geistesschaffenden, der sich zum Schäferstündchen 'nen Stockhausen auflegt. Kürzlich fragte mich Daniel Kehlmann, ob man sich, wie er sagte, den Scheiß von Stockhausen wirklich anhören müsse? Ich hab dem die Absolution erteilt.

SZ: Wo steht sie heute, die 'Ernste Musik'?

Boehmer: Im Zentrum einer erstickenden Bürokratie. Das Ziel ist nicht mehr der Zuhörer, das Ziel ist die Erhaltung des Apparates um seiner selbst willen. Denken Sie nur an das Geschrei, wenn Kürzungen von Subventionen im Raum stehen.

SZ: Verlogen?

Boehmer: Natürlich. Ich bezahle meinen Zahnarzt doch dafür, dass er ein Loch stopft, und nicht dafür, dass er Zahnarzt ist! Im Anspruch vieler E-Musik-Komponisten, vom Staat erhalten zu werden, steckt viel vom Heiligenkult des 19. Jahrhunderts. Der Subventions-Komponist degeneriert zum Staats-Komponisten. Und er degeneriert zur alten Betschwester, die von den jungen Huren vom Markt gevögelt wird. Zum Beispiel von Andrew Lloyd Webber oder Phil Glass... Das hat man dann davon.
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Konrad Boehmer erzählt mal wieder verallgemeinernden Unfug. Natürlich lege ich zum Sex auch nicht Stockhausen auf. Dafür erfordert die Musik zu viel Aufmerksamkeit, und dann ist der Sex nicht mehr interessant.

Davon abgesehen werden nicht Komponisten subventioniert, sondern Orchester und Spielstätten usw.

Ich weiß auch nicht, in welche Konzerte Herr Boehmer geht. Bei den unzähligen Stockhausen-Konzerten, in denen ich schon war, kann ich mich wirklich nicht über mangelnde Intelligenz des Publikums beklagen. Da waren immer überdurchschnittlich viele tolle Leute dabei. Und auch ein deutlich jüngerer Altersdurchschnitt als bei Klassischer Musik.

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Ich habe das Interview gefunden

http://www.sueddeutsche.de/kultur/im-gespraech-konrad-boehmer-ein-laecherlicher-clown-1.377951

Es steckt so voller Plattheiten und Fehlinformationen, dass ich lange bräuchte, das alles zu korrigieren.
Typisch SZ - Häppchenkost für Halbgebildete, die sich fälschlich für liberal, weltoffen und kultiviert halten.
Schon die das Interview eröffnende Ausgangsfrage ist falsch.

Auch gehe ich davon aus, dass kaum jemand der SZ-Leser - im Gegensatz zu mir - jemals Musik von Konrad Boehmer gehört hat.

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Nicht zuletzt, weil ich letzten Monat in der besagten Aufführung war, die übrigens ohne Übertreibung zu den großartigsten musikalischen Erlebnissen meines bisherigen nicht gerade musikarmen Lebens gehört, und weil es sehr gut zu den auch hier wieder kolportieren Rezeptionsclichés passt, erlaube ich mir, auf die folgenden bemerkenswerten Kommentare von Thomas Ulrich hinzuweisen:

http://www.licht-zyklus.com/blog/274
http://www.licht-zyklus.com/blog/273

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In Deutschland werden keine Komponisten subventioniert? Wovon leben die dann? Touren die durch Deutschland und füllen die Hallen? Verkaufen sie jedes Jahr zig Tausend ihrer jeweils neuen CD? Dudelt das Radio ihre Hits rauf und runter? Werden sie in Wunschsendungen gewünscht? Sind sie gern gesehene Gäste in Talkshows oder gar in "Wetten das...?"
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Na klar werden die subventioniert: Durch die GEMA (durch hohe Punktzahl ihrer Werke und in der jährlichen "Wertung"); durch hoch dotierte Auftragskompositionen (und nach der Premiere im subventionierten Haus/Festival hört man das Werk in der Regel nie wieder); durch subventionierte Festspiele der modernen Musik wo sie sich gegenseitig ihren Kram vorspielen dürfen; durch manch' nächtliche Radiosendung in den verbliebenen seriösen Kultursendern (das war in den Fifties und Sixties natürlich noch extremer und trotzdem: wirkungslos)
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Lesenswert zu dem Thema, vor allem natürlich weil er gekonnt über Musik schreibt die er liebt (Mozart, Bellini...), aber eben auch amüsant und ebenso gekonnt lästern kann über Musik und deren Anhänger, die er weniger liebt (Wagner & alle Bluffer), ist: Herbert Rosendorfer, "Der Traum des Intendanten - Gedanken zur Musik" (1984, über Amazon antiquarisch ab 0,07 Euros. Hardcover ab 3,50). Darin ist ein Kapitel, das Dein Thema betrifft: "Was will die moderne Musik?".
Rosendorfer Erklärungen und Beispiele werden einen Gläubigen natürlich genauso wenig bekehren, wie die Wissenschaft & Vernunft es mit Homöopathiegläubigen oder Scientologen vermag. Aber es gibt einige amüsante Stellen (nicht nur in dem erwähnten Kapitel), die einen Wissbegierigen vielleicht etwas zum Nach-Denken anregen.
Ich hab' ja als Teenager in den Sixties auch LPs gekauft von diesen "Modernen" und hab mir all das Zeugs angehört; ebenso war ich damals ein begeisterter Freejazz-Fan. Aber man lernt dazu und merkt nach vielen Jahren in etwa, was "gute" Musik ist und was Sackgasse oder Verarschung, in Pop, Jazz, oder Klassik. Man fragt sich: wieso sind die Erklärungen zu einem Werk dieser "Moderne" oft länger als das Werk selbst? Wieso hat diese "Moderne Musik", die es immerhin seit 60 bis 80 Jahren gibt, immer noch kein Publikum? (Komm' mir jetzt nicht wieder mit der einen oder anderen Ausnahme, die Du kennst. Ich mein' das Große und das Ganze).
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Das Vorwort für den Musikliebhaber und -kenner Rosenbauer schrieb 1984 Gyorgy Ligeti: "Ich achte in ihm den Verächter der Pseudokunst und Scharlatanerie, den Entlarver musikalischer Modetorheiten, ich liebe seinen liebenswürdigen Zynismus ... seine Bissigkeit, Poesie, Unschuld und Verstiegenheit. Und preise die Musik, die in seinen Schriften, durch seine Schriften hindurch ertönt."
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Genug. Meine Lust und Zeit, Offensichtliches gegen Gläubige (& Esoterikgläubige) verteidigen zu müssen, hält sich in Grenzen. Es gibt sicher viele Blogs, die Dich bestimmt warm empfangen; oder mach' endlich selbst eins (reserviert hast Du Deine Seite ja schon seit langem) und schlag' dort eine Bresche für die Dinge, die hier (meint: mich) weniger interessieren. Danke.
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Fakt ist, dass heutige moderne Komponisten ein weit größeres Publikum erreichen als Mozart und Beethoven zu ihrer Zeit.
Natürlich ist es keine Musik für die große Masse (Mozart und Beethoven auch nicht), aber das ist normal. Alles Gute ist letztlich elitär.
Es fahren ja auch weit mehr Leute VW als Aston Martin. Und es gehen mehr zu McDonald's als ins Sternerestaurant.
Der Beispiele sind so viele.
Übrigens hören auch weit mehr Menschen in Deutschland die Kastelruther Spatzen als Klaus Schulze. Bedeutet das also, dass erstere bessere Musik machen?

Ich weiß auch nicht, was das mit "Gläubigen" zu tun hat. Ich bin kein Gläubiger, sondern sehe und höre mir die Musik einfach genau an. Wozu natürlich die große Mehrheit der Musikhörer überhaupt nicht in der Lage ist, das ist völlig klar. Die sollen sich dann aber auch eines Urteils enthalten und nicht über Dinge sprechen, von denen sie keine Ahnung haben.
Berechtigt, über Kompositionen von Stockhausen ein Werturteil abzugeben, ist eigentlich nur jemand, der auch seine Partituren analysieren kann.

Davon abgesehen haben die alten Komponisten genauso Kompositionsaufträge entgegengenommen wie die heutigen, ob jetzt von Seiten irgendwelcher Fürsten, der Kirche oder von wohlhabenden Privatpersonen. Das ist ein völlig normaler Vorgang.
Hochkultur bedarf in allen Epochen ebenso wie Spitzenforschung einer besonderen Förderung. Sonst landen wir nämlich genau dort, wo die Nazis schon einmal waren. Bei denen war ja auch alles nicht hinreichend Populäre "entartet".

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Der Nazi-Vergleich, der fehlte ja noch.
Ich bat Dich bereits, hier nicht weiter zu kommentieren.

Bitte geh weg.

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