Montag, 6. März 2017

Für Radio-Hörer & Macher

"Wenn 100.000 Menschen Madonna hören wollen und 1 Mensch Anton Webern, muss man nicht 100.000 Stunden Madonna senden und 1 Stunde Anton Webern, sondern 1 Stunde Madonna und 1 Stunde Anton Webern. Da nämlich alle 100.000 gleichzeitig hören können, kommen alle 100.000 Madonna-Freunde auf ihre Kosten und der Webern-Freund ebenfalls. DAS ist Demokratie."

(Urs Frauchiger "Brevier für Radiohörer", 1982)

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a propos Radio:
Aus: The KS Circle # 198, November 2013:

"Warum klagen so viele, dass sie unterschätzt werden?
Schlimmer ist doch das Gegenteil."
( Ernst Jünger )

Ich höre abends und nachts gerne Radio, das hab ich schon als Kind gemacht und ich hab's gerne beibehalten. Noch immer gibt's Neues zu entdecken. Die Welt dreht sich ja weiter, das Alte ist da, Neues kommt ständig dazu. Aber wie immer, früher wie heute, das meiste davon kann man übergehen, sofort aus dem Gedächtnis streichen. Nur noch selten werd' ich hellhörig, mach' 'ne Notiz, um mich am nächsten Tag dann drum zu kümmern: Was war es, wer ist das? Welche Musik gibt's davon, die man erwerben kann? Ist es am nächsten Tag immer noch so interessant wie letzte Nacht?

Dann hört man auch mal gerne ein Interview mit einem jungen "Elektronik"-Musiker, der sein neuestes Werk vorstellt, etwas Nettes dazu sagt, das übliche Geplänkel über die Aufnahmen, wo, wann, mit wem, und natürlich: wieso, weshalb, warum. Ein Titel aus dem offenbar ganz tollen Album wird gespielt, ...und das pure Grauen ergreift mich. Die stark verhallte Stimme einer Sängerin ist ja noch okay, aber die "Musik" dazu?

Neben einem monophonen, schrecklich knarzenden Billig-Synthi-Klang ist vor allem Rhythmus vorherrschend, keine Melodie; und eine Form ist überhaupt nicht erkennbar. Dieser Rhythmus, der offenbar den Titel tragen soll, dieser Rhythmus ist nicht gerade einer, der den Hörer, also mich, hier und jetzt begeistert, gar erregt oder aus den Pantoffeln haut. Höchstens bin ich ein wenig erregt, dass solch' Dilettantismus gesendet, also beim Sender offenbar ernst genommen wird. Der Rhythmus ist dermaßen schlecht, unrhythmisch, langweilig, ohne Groove; mein spontaner Eindruck: Kinder klappern mit Küchengeräten. Wir hatten sowas mal um 1980 in Berlin, die Mode nannte sich: "Geniale Dilletanten" - wobei der zweite & bewusst (?) falsch geschriebene Namensteil voll zutraf, der erste aber als ironische Reklame gemeint war. Doch hier, beim im Radio offenbar als Empfehlung vorgestellten Album, war nix von Ironie zu vernehmen, auch nicht im Interview. Es wurde nicht gelacht, die beiden gaben sich zwar locker, aber seriös. Und dann bieten sie solch' Murks meinen Ohren und meinem Geschmack an.

Zumindest hatte es ein Gutes: man merkte überdeutlich, wie gut ER ist, nämlich unser Klaus Schulze als Rhythmiker wie als Klang-Erfinder. Und es fiel mir nicht nur Schulze ein, nein, sogar seine Epigonen Ende der siebziger Jahre waren damals "besser", jedenfalls im Vergleich zu diesem stupiden, langweiligen, ja: toten Nichts, das da an diesem späten September-Abend aus dem Radio neben meinem Bett tönte.

... Zur Erholung hab ich dann kurz am Radio gedreht, rüber auf's ARD-Nachtkonzert, zu Robert Schumann, Claude Debussy und Alexander Skrjabin.

Disclosure: Es handelt sich keineswegs um eine bestimmte Sendung und nicht um einen bestimmten Musiker, achwas; man kann diese meine Glosse gerne und getrost verallgemeinern. ... und sie ablegen & -haken unter "Moderne Zeiten".

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So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber da ist was dran.

Und dann ist mir noch was über den Weg gelaufen, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: ein Hoch auf die russischen Frauen!

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Sie leben hoch! Hoch! Hoch!

Ich bin auch jedes Jahr wieder davon überrascht, denn in meiner westberliner Welt gab's das viele Jahrzehnte nicht. Und nun muss ich Jahr für Jahr am 8. März Blumen besorgen & mit Julia ins Restaurant gehen. Dabei hat sie doch 12 Tage später sowieso Geburtstag!
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Per Skype hat sogar Julias Vater am 8 März gelbe Tulpen für sie in die Webcam gehalten.

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