Sonntag, 2. Januar 2011
Im "Deutschlandradio Kultur" gerade einen Beitrag über "die Zukunft der Kommunikation in der Informationsgesellschaft", also vor allem über das Internet, gehört: "Chatten ist Silber, Schweigen ist Gold?"
Es fiel ein drastischer wie deutlicher Satz, der mir besonders gefiel: Die Nutzer von z.B. Facebook glauben allen Ernstes, sie hätten nun eine Identität & Persönlichkeit, dabei sind sie nur "consumer idiots" (für Mark Zuckerberg und sein Riesenkonzern dessen Marktwert bereits 10 bis 15 Milliarden $ beträgt)
PS: Today, Facebook's market value went up to 50,000,000,000 $ (BBC World News, 3 January 2011).
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Der Pastor spricht gerade die letzten Worte am Grab, als endlich der erste und einzige Trauergast erscheint. Nach dem Gebet fragt er ihn: "Sagen Sie mal, ich weiss ja, dass er keine Verwandte oder Familie mehr hatte, aber hätten da nicht mehr Leute zur Beerdigung kommen sollen?"
Darauf der Trauergast: "Das wundert mich auch, er hatte doch über 500 Freunde auf Facebook!"
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Ich hatte schon Angst, Fantastrillionen von Facebook-
Ob Zuckerberg "Masse und Macht" gelesen hat? Oder gar "Aufstand der Massen"?
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Irgendjemandes Idiot ist man immer, und wenn es der Gebührenzahler-Depp der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist. ;-)
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Facebook ist zum Glück noch freiwillig!!!
Vielleicht gibt es ja in näherer Zukunft eine Gemeinschafts-Seite der Telekom in der sich alle Kunden registrieren lassen müssen, die haben mit dem Ausspitzeln doch Erfahrung....
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Selbstverständlich sieht sich jeder Einzelne nicht als consumer idiot: "... üsch doch nüsch!"
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Ich habe eine Aussage im Radio zitiert, deshalb ist auch die Überschrift in Anführungszeichen; die Dame die das so mutig, keck und deutlich sagte, war Miriam Meckel. Und sie meint natürlich nicht irgend jemand besonderen (oder gar die 36 "Freunde" von jemandem), sondern sie spricht und urteilt als Kommunikationswissenschaftlerin über eine "Masse".
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Oder mal praktisch: Bei einem KS-Konzert ist jeder Einzelne sicherlich ein netter Kerl (Mädels gibt's da kaum). Wenn da aber 3000 Leute im Publikum sind, werden automatisch und von vornherein Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Denn es macht einen Unterschied.
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Chromengel: Wenn etwas freiwillig ist, ist es dann "besser"? Und woher kommt wohl der Millionen/Millliardengewinn, den Facebook macht. Rate mal, wer da letztlich zahlt.
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Ich meinte nur wenn ich ZDF und ARD sehen will, dann muss ich zahlen - ich muss aber nicht unbedingt bei Facebook an sich sein, nur um mich im Internet darzustellen.
Wenn ich mich bei Facebook oder ähnlichen Gemeinschaften anmelde und die Hose runter lasse, dann muss ich mich nicht wundern, dass daraus Konzequenzen für mich entstehen.
Ich bin z. B. bei Wer-kennt-wen? angemeldet und habe noch nicht einmal mein Geburtsdatum angegeben....
Übrigens: meine beiden Katzen sind auch bei Wer-kennt-wen? und die bekommen sogar von Fremden Gästebucheinträge !!
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Aber so platt, mehr oder weniger unverblümt zu behaupten, dass die Massen blöd seien, war Ortega y Gasset nun mal nicht. Ich habe zu Facebook & Co. neulich irgendwo eine Aussage gelesen, die sinngemäß in die Richtung ging: Wenn dieser Dienst Dich nichts kostet, dann bist Du die Ware. Das trifft es meines Erachtens schon ganz gut.
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Dann schreib es nicht (mit immerhin drei Ausrufezeichen) zu einem Beitrag, der sich allein mit einer mutigen Aussage über Facebook & Co beschäftigt ...und nicht mit Deinem verständlichen Verdruss, ZDF und ARD bezahlen zu müssen.
Dein Gegensatz "ZDF und ARD" vs. Facebook ist unangebracht. Die haben nix miteinander zu tun, ebenso wie Dein: eins ist kostenlos, eins kostet. Jede Kausalität fehlt hier, ja sogar eine Korrelation ist nicht gegeben.
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Das trifft's sehr gut. "Und wer nicht ganz vertiert ist, der merkt, wie gut das formuliert ist."
Wer sich freiwillig zur Ware degradiert, und das millionenfach, wie soll man diese Schafherde trefflicher bezeichnen als: consumer idiots? Und wer das nicht mal merkt, wie soll man den anders bezeichnen als: consumer idiot?
Ich find den Begriff (obwohl Englisch und natürlich nicht höflich oder gar p.c.) recht passend.
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PS: Gerade im FAZ Blog "Deus ex Machina" gefunden, unter der Überschrift "Die Web-Welt ist Maß und Zahl":
"... Als neue Leitwährung [gilt] die Aufmerksamkeit anderer, der „Wunsch, geachtet und anerkannt, geschätzt und bewundert zu werden". Das erklärt einiges - etwa, warum sich so viele Zeitgenossen zur Teilnahme an Castingshows drängeln, in Facebook und anderen Netzwerken auf Freundessuche gehen [...]"
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Ich bin ein einfacher, sicherlich auch ungebildeter Mensch, aber ich dachte, wenn sich Leute "idiotisch verhalten", darf man sie durchaus "Idioten" nennen.
Immerhin ist Frau Meckel - und bin ich - kein psychologischer Gutachter vor Gericht oder Politiker oder die mächtige Blödzeitung, nein, wir haben keinerlei Macht. Unsereins "darf" wohl Millionen von Leuten, die sich in der Masse wie Idioten benehmen, Idioten nennen, und
Arschlöcher Arschlöcher. Jeder weiß, wie's gemeint ist.
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Dazu fällt mir eine alte Geschichte ein, als ich eine ähnliche Begründung erfuhr:
Ich war mal ein Jahrzehnt lang mit einen in der Electronic Music Scene recht bekannten Radio-Journalisten befreundet. Plötzlich - 1991 - bemerke ich, der Mann ist'n Auschwitz-Leugner und Neonazi, nämlich, als er mich plötzlich mit seiner Botschaft vollquatschte ("der einzige Historiker, der Recht hat ist David Irving", etc.); er kam mir vor wie ein Sektenmitglied das mich überzeugen will. Ich dachte, ich hör nicht richtig. Meiner Gattin teilte ich sofort danach verdattert mit: Du ich hab' eben mit 'nem Neonazi gesprochen.
Ich teile meine Überraschung dann auch einem anderen Freund und (auch nicht unbekannten) schreibenden Kollegen mit. Und musste mir anhören "Nun ja, der redet zwar wie ein Neonazi, aber er ist natürlich keiner." ...und er griff mich verbal recht rüde an. Bis zwei Wochen später ein von ihm verehrter bekannter Musiker eingriff und meine Erfahrung bestätigte. Seitdem ist dieser schreibende Kollege ganz still, und der Neonazi ist weg vom Fenster.
"Er redet zwar wie... aber er ist keiner" - das erschien nicht nur mir damals als eine recht seltsame Argumentation. Und ich dachte sofort an diese alte Sache, als ich hier von Ihnen las: ...die Leute verhalten sich wie Idioten, sind aber keine.
Leider ist mein Menschenbild nicht so optimistisch wie Ihr's.
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Zu Ihrem Beispiel: Die Diskrepanz zwischen reden wie ein Neonazi und einer sein wird im Zweifelsfall so groß niicht sein, das wäre auch die Grundannahme, von der ich ausginge. Es gibt hier im antville- und blogger.de-Universum einen Troll, der zu Zeiten auch schon mit nazi-ähnlichem Wortmüll provoziert hat. Obwohl ich mir halbwegs sicher bin, dass das kein waschechter Neonazi ist, hätte ich mich nicht dagegen ausgesprochen, ihm mit der Nazi-Keule eins überzuziehen, denn er hats ja förmlich herausgefordert.
Sich indes in einem nebensächlichen Lebensgestaltungspunkt wie der Facebook-Mitgliedschaft idiotisch zu verhalten, rechtfertigt nach meinem Empfinden aber nicht unbedingt die Gesamtexistenz der betreffenden Personen zu verunglimpfen. Mag sogar sein, dass 95 Prozent der Facebook-Mitglieder (oder von mir aus auch der gesamten Menschheit) Idioten sind, bei Licht besehen. Als denkender Mensch mache ich mir aber auch keine Illusionen darüber, dass ich für den einen oder anderen Mitmenschen wahrscheinlich auch die Idioten-Rolle besetze, so sei es denn. Ich versuche einfach, davon wegzukommen, andere herabsetzen zu müssen, um mich darüber zu erheben. Anders gesagt, die anderen mögen durchaus Idioten sein, manche gar Vollidioten, aber ich maße mir nach Möglichkeit kein Richteramt an, darüber zu befinden. Zu dieser zunehmenden Beißhemmung mag auch beitragen, dass ich qua Beruf eh verpflichtet bin, meine Worte zu wählen. Und manches Regulativ habe ich schon so verinnerlicht, dass ich im Zweifelsfall eher sagen würde "ich halte Sie für einen Vollidioten" (von der Meinungsfreiheit weitgehend gedeckt) als "Sie Idiot" (justiziable Beleidigung).
Danke übrigens für diesen Clip, ich habe sehr gelacht! Wenn ich nachher dazu komme, suche ich Ihnen die Weihnachtsgeschichte, erzählt in Facebook-Statusmeldungen raus.
P.S. Und klar, über das Zitat habe ich mich sehr gefreut.
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Bin ich aber nicht. Deshalb.
Gerade mal wieder beim geliebten Vincent Klink vorbeigeschaut. Was schreibt der am 6. Januar in seinem Blog richtiges? U.a. dies: "Und da die meisten deutschen Esser zu blöd sind..."
Auch er meint damit die "consumers" und auch er darf das. Und, hat er Unrecht?
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Danke für Ihre Geduld & Meinung.
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