Freitag, 12. April 2019

From 'The KS Circle # 247 ... (Nostalgic recollection, pt. 11)
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Wieso ich etwas gegen "Stockhausen & Co" habe

Wenn ein großer Musiker ein Instrumentarium meistert, versucht er, neue Wirkungen durch Kombinationen und Abwandlungen zu erzielen. Und er entdeckt, dass es tatsächlich etwas gibt, was noch niemand zuvor gemacht hat. In der Musik kam und kommt das ständig vor. Auch, weil ab und zu eine neue Technik manches oder gar vieles verändert. Wem sag' ich das :-)

Aber wenn man unser Harmoniesystem völlig beiseite lässt, kann das zu nichts führen. Denn in der Kunst, auch und gerade in der Musik, kann man sich ohne eine gemeinsame Sprache nicht wirklich mitteilen. Ein eventuell gewünschter Überraschungseffekt setzt immer eine Erwartungshaltung voraus. Nur wenn man etwas erwartet und diese Erwartung dann übertroffen wird, verspürt man als Hörer eine gewisse Erregung, eine freudige Überraschung. Wenn nicht, ist es nur Lärm. Wenn jemand eine völlig neue Sprache erfindet, kann man ihn nicht mehr verstehen.

Deshalb muss der Künstler zuerst die Sprache der Kunst, seiner Kunst, hier: Musik, erlernen. Erst, wenn er die meistert, kann er weitergehen. Und Erwartungen übertreffen. Deshalb schätze ich KS und lehne "Stockhausen & Co" ab, weil: "Hurz!".

Auch dem Hörer hilft's wenn er etwas über Musik, über die gerade gehörte Musik weiß, denn "das Hören hängt oft von Wissen ab." (Ernst H. Gombrich)

Dazu aus einem älteren Circle: "Ich kenne bis heute keinen Geistesschaffenden, der sich zum Schäferstündchen 'nen Stockhausen auflegt."

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Siehe auch "The KS Circle", Februar 2001:

ZEITUNG: Sie wollen also sagen: Das, was man heute als zeitgenössische Musik bezeichnet, ist eben nicht zeitgemäß?

FRIEDRICH GULDA: Wahrscheinlich ist es weder zeitgenössisch noch Musik, ein Elfenbeinturm-Elaborat, das mit Hilfe von Stiftungen und öffentlichen Geldern und dem Segen von Musikwissenschaftlern und -kritikern gefördert wird. Denn Stockhausen, Boulez, Berio und wie sie alle heißen, die machen doch überhaupt keine moderne Musik, die sind doch auf dem Holzweg. Sie haben die falsche musikalische Basis, da sie die entscheidende Wende der neueren Musikgeschichte, den Einbruch des afro-amerikanischen Elements in die europäische Musik, nicht zur Kenntnis nehmen.
Was allgemein als moderne Musik gilt, wird viel zu wichtig genommen, im Vergleich zu dem, was musikalisch im 20. Jahrhundert wirklich bedeutend ist.

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