Dienstag, 13. August 2019

58 Jahre ist es her...

1961, gerade 16 Jahre alt geworden, erfuhr ich, dass man von Westberlin Richtung Nordwest auf der alten Reichsstraße 5, die als Transitstrecke Berlin-Hamburg durch die DDR führt, auch per Fahrrad fahren konnte. Denn es war ja keine Autobahn, sondern auf langen Strecken noch eine holprige Pflastersteinstraße, die durch zig Brandenburger Orte führte: Kyritz an der Knatter, Ribbeck im Havelland (der mit den Birnen), usw.
Freund Norbert und ich fuhren also auf unseren stinknormalen, billigen Fahrrädern über Berlin-Staaken los, mit jeweil zwei Satteltaschen (ex US-Army-Zeugs aus einem Spezialladen in Moabit), jeder einen Jugendherbergs-Ausweis und wenig Geld. Sehr wenig. Ich hatte gerade mal zwanzig Mark dabei. Wir wollten an den Rhein, da hatte Norbert Verwandte. So richtig bis zu Ende durchdacht hatten wir das Ganze nicht. Von Berlin, durch die DDR bis zum Grenzübergang Lauenburg brauchten wir mehr als doppelt so lange wie bei anderen Transit-Radlern üblich; wir benötigten 32 (oder waren's 36?) Stunden, genau erinner ich's nicht mehr. Aber es war sehr lange, zu lange. Die DDR-Grenzer schimpften heftig, erkannten aber schnell unsere jugendliche Harm- wenn nicht Hirnlosigkeit.
In Lauenburg gab ich fast meine ganzen 20 Mark für Kekse und Cola aus. Nach einer Übernachtung in der Jugendherberge Lauenburg gings dann weiter auf den Landstraßen Richtung Südwesten, zum Rhein; Bad Honnef war das Ziel. Von Jugendherberge zu Jugendherberge. Zu essen gab's Mais oder Obst, das wurde von Feldern geklaut; unterwegs bei einer Rast am Straßenrand haben wir einen Autounfall miterlebt: ein Toter; ein Kleinlaster fuhr in die Kurve auf der linken Seite, der Fahrer des entgegenkommenden Pkws hatte keine Chance. Monate später im Gericht in Berlin waren wir als Augenzeugen vorgeladen.
In Bad Honnef konnten wir umsonst wohnen, aber das Geld für Leckereien und vor allem für die Rückreise (per Bahn) mussten wir uns erarbeitet: wir trugen Kohlen aus; in die Keller von Bad Honnefer Villen.
Nach einer Woche (oder zwei) ging's mit der Bahn zurück nach Berlin. Bei der Ankunft am Bahnhof Zoo war der Teufel los: laut rufende Verkäufer von Sonderausgaben der Berliner Presse, ...es war Sonntag Nachmittag der 13. August 1961.

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Verdammt coole Geschichte-Geschichte. Wenn der Knopp Guido davon Wind kriegt, macht der am Ende noch n Film draus.

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Ja, ein schoenes Dreh-Buch (historische Adventure, mit Krimi-Note :-)
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