Sonntag, 14. April 2019
Menschen haben gerne viel Zeugs - das gibt ihnen das Gefühl, ewig zu leben.
. . . . .Daran scheint was zu sein. Auch ich hatte im Laufe vieler Jahre reichlich 'Zeug' angesammelt. Heute miste ich peu à peu aus. Es muss wohl am Alter liegen. Man merkt, dass man und was man nicht alles braucht. Ich werfe Bücher weg, die ich die letzten Jahrzehnte nicht mehr aufgeschlagen habe und wohl auch die letzten Jahre meines Lebens nicht noch mal lesen werde, ich werfe auch CDs weg oder verschenke sie. Und was soll ich mit den kompletten Sammlungen zum Beispiel des Magazins TRANSATLANTIK, der deutschen MICKY MAUS, der FACKEL von Karl Kraus, dem DONALDISTEN, dem gesamten Bob Dylan auf CDs oder gar den etwa dreihundert CDs des auf Blues spezialisierten "Document Rec."-Labels mit all den 20er und 30er Jahren-Aufnahmen heute vergessener Sänger, Gitarristen und Klavierspieler? Diese Musik war meine Entdeckung in den Sixties, heute hör' ich da nicht oder kaum noch rein; und wenn, dann die Aufnahmen aus den fifties von John Lee Hooker oder Sonny Boy Williamson.
. . . . .Das 'Zeug' steht in den Regalen, die Regale nehmen Platz weg und und ich muss alles ab und zu abstauben. Wann schau ich schon mal in der "Fackel" etwas nach, prüfe dort ein Zitat? Das geht viel einfacher und auch schneller im Netz, wo man nach Stichworten oder Sätzen gezielt und automatisch sucht und fix findet. Und wann hab ich das letzte Mal in einer alten "Transatlantik" geblättert? Vor 20 Jahren? Dreissig? Die historische Micky Maus-Sammlung konnte ich nach vielen Jahren endlich an einen Sammler in Österreich verkaufen. Die LP-Sammlung schon vor 15 Jahren zum Kilopreis an einen Trödler... Musik als Konserve ist heute leider nix mehr wert. Ich glaube, ich hatte darüber schon mal geschrieben, also erspar' ich mir und Euch die Wiederholung meines lamentieren, jammern, maunzen, heulen...
Tja, wenn man älter wird, merkt man, was wirklich wichtig ist, was zählt. Also trennt man sich von unnötigem Ballast. Und bevor jemand nörgelt: aber Bücher kann man doch verschenken... möchte ich sagen, dass es hier wie mit der Musik ist. Auch der Buchautor lebt nicht von der schönen Literatur sondern von dem Geld, das er durch Buchverkäufe bekommt. Und wenn Bücher immer nur weitergegeben werden, getauscht, verschenkt, sie also 'auf dem Markt' bleiben, hat der Autor nix – gar nix, keine Puseratze – davon. Also ab in die blaue Tonne mit dem überflüssigen (oder ausgelesenen) Handke oder Walser (nicht Robert; den les ich immer mal wieder gern), ...oder Douglas Adams. Wer Interesse hat, kann ja ein neues, frisches, ungelesenes Buch kaufen; wie gesagt: die Autoren leben davon und freuen sich! ... Es sei denn sie sind Teil der Literatur-Preis-Vergabe-Mafia; dann lebt's sich automatisch finanziell recht gut bis ausgesorgt. Allein in Deutschland gibt's über vierhundert dieser Buch-Preise, vom A delbert-von-Chamisso-Preis bis zum Z wickauer Literaturpreis, siehe Wiki: "Liste deutscher Literaturpreise". Es wird also mindestens JEDEN TAG EIN solch Preis an einen Buchvollschreiber vergeben; oft auch mit einer Geldübergabe verbunden, denn auch von der "Ehre" kann der Schreiber seine Brötchen – oder Torte – nicht bezahlen. ... Aber das ist ein ganz anderes Thema und hat mit KS nun wirklich nix zu tun. Aber so ein kleiner Blick über KS hinaus ist auch mal ganz interessant & lehrreich. Nein, nicht "spannend" - dies Modewort gibt's im KS Circle [und hier] nicht, nie, never, jamais!).