Donnerstag, 19. Juli 2018
Ich mustere gerade einen Haufen Bücher aus, die hier seit einigen Jahrzehnten nicht mehr aufgeschlagen wurden: momentan das Zeugs aus den und über die späten Sixties, frühen Siebzigern, über alternatives Leben und Gegenkultur in USA und Berlin, Beatniks und Hippies, Politik & Haschisch, "Klau mich!", erfrischend neue Musik...
Ein erster großer Stapel Bücher und ein paar Zeitungsauschnitte dazu landeten bereits in der blauen Tonne. Zwischen all dem Bedruckten & Gebundenem hatte ich überraschend dies hier gefunden:
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Ich war damals häufiger Besucher der Akademie der Künste im Tiergarten, hörte dort Konzerte mit neuer Musik und sah neue Dinge: John Cage, Rühm, Brötzmann, Han Bennink, Vostell; auch außereuropäische Musik und vieles was ich inzwischen vergessen habe. Ein Ereignis fällt mir noch ein: ein Zauberkünstler, der vom hochnäsigen Akademie-der-Künste-Publikum ausgebuht wurde; der war denen (uns?) zu altmodisch, was meint: nicht avantgardistisch genug in seinem schwarzen Frack und dem Kaninchen aus'm Zylinder (...seltsam, dass ich ausgerechnet diese banale Marginalie so gut erinnere, ich aber bei den 'wichtigen' Künstler-Namen & Ereignissen von damals erst nachdenken und -schauen müsste).
Aber ich erinnere auch Judith Malina und Julian Beck mit ihrem LIVING THEATRE. In meiner Erinnerung war's allerdings im Berliner "Sportpalast", aber hier sind ja nun die originalen, historischen Eintrittskarten, q.e.d.
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Doch Augenblick mal. Sportpalast? Ich suchte also flugs & neugierig im Netz. Und tatsächlich fand ich sofort ein Foto der nackten Truppe (genau so wie ich's auch in Erinnerung hatte) im Berliner "Sportpalast" am 1. Januar 1970: https://bit.ly/2L9GFwA Wahrscheinlich war die vorgesehene Akademie der Künste zu klein, die Tickets behielten aber ihre Gültigkeit für den großen Sportpalast (?) Man weiß so wenig.
Ich weiß aber, dass ich beeindruckt war (...ansonsten lässt mich Theater kalt, ganz besonders dämliches "Regietheater"). Das einzige andere Mal, dass mich ein Theater beeindruckte, war nicht auf 'ner Bühne in einem Saal, sondern in meinem damaligen kleinen schwarz-weiß-Fernseher irgendwann in den späten Siebzigern = "The San Francisco Mime Troup" mit irgendeinem Shakespeare-Stück. In English & historisch und es hat denen wie mir Spaß gemacht. Komisch, dass ich mich an den Namen der Schauspieltruppe (hoffentlich korrekt) erinnere; habe von denen nie wieder gehört.
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Dann: Thomas Bernhardts (in Österreich damals - 1984 - beschlagnahmtes) Buch "Holzfällen"; darin liegen zwei vergilbte Zettel:
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Ich erinnere mich: Im Café Einstein meiner Freundin Uschi Bachauer sprach ich ("10. Juni '85" hatte ich hinten auf einem der Zettel vermerkt) lange nach Mitternacht mit dem dort zufällig anwesenden österreichischen Komponisten Lampersberger: ich frug ihn nach Thomas Bernhard (in "Holzfällen" wird Lampersberger nur dürftig anonymisiert recht unliebenswürdig behandelt). Lampersberger übergeht Bernhard souverän und wir plauderten dann etwas wirr (der viele Wein!) über 'moderne' Musik; er notierte eine "Komposition" auf einen Zettel (c-cis-d-dis-e-f-fis-g-gis-a-b... eigentlich nur 'ne Tonleiter) und kritzelte eine ("literatur"-) Weisheit auf einen zweiten Zettel.
... Also behalt' ich dies Buch auch?
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