Montag, 13. März 2017
....zurück zur Musik. Musik ist durch diese Schöne Neue Welt der digitalen Technik wertlos geworden. Zumindest gilt das für die reproduzierte Musik, also die auf einem Medium (zum anfassen! und ins Regal stellen) vervielfältigte. Heute kann jeder fast jede Musik jederzeit kostenlos aus dem Netz ziehen (wenn er nur ein wenig Ahnung hat, was meist meint: wenn er jung ist und sich für die Technik interessiert). Das ist "billig" im zweifachen Sinne. Ich merk's ja auch bei mir selbst: So manche der aus dem Netz mal eben runtergeladenen und auf CD-R oder Stick gespeicherten Alben hab' ich inzwischen wieder weggeworfen oder gelöscht: muss ich nicht haben und war ja sowieso kostenlos.
Und nebenbei: das gleiche wie der Musik passiert jetzt auch den Zeitungen. Gedruckte Blätter werden immer weniger gekauft und ihre Internet-Auftritte bringen keine Erlöse. Ich erinnere mich noch sehr gut: Die gleichen Journalisten, die noch vor 10 Jahren in ihren Feuilletons den Untergang des Musikmarktes (durch die digitale Revolution) hämisch kommentierten oder gar begrüßten ("Die Musiker und die Musikindustrie haben das Internet verschlafen"), denen geht es jetzt ebenfalls an den Kragen: diese privat sicherlich manchmal nette Zeitgenossen, deren Unwissen man aber nicht zuletzt daran erkannte, dass sie in jedem ihrer schadenfrohen Musikindustrie-Artikel den Musikverleger mit der Plattenfirma velwechserten oder gar gleichsetzten (und ähnliche ahnungsbefreite Schnitzer; aber jedesmal so tun als wären sie allwissend), die werden jetzt arbeitslos. Ebenfalls wegen Digital. Wegen des Verlusts der Aura, ihrer Aura, also hier: die allmorgendliche Zeitung & ihre Deutungshoheit. Schadenfreude nun bei mir? Aber ja doch!
Wir Alten sterben irgendwann demnächst weg. Unsere Zeit der analogen Musik (etc.) ist vorbei. Und sie wird auch nicht mehr zurückkehren, mögen die heute noch voneinander abschreibenden Kulturjournalisten auch regelmäßig das Revival der Vinyl-LP hinausposaunen (solange sie noch jemand liest). Nee, die alten Langspielplatten sind mittlerweile aus der Zeit gefallen wie die 78rpm Schellack-Scheiben oder Tonbänder und die dazugehörenden Plattenspieler und Tonbandgeräte. So sehr auch ich das bedaure, sie sind nur noch Gegenstände für (mir durchaus sympathische) Sammler, Nostalgiker und Kuratoren von Museen und Ausstellungen.
Und die heute jungen Menschen, für die das Heutige das Normale ist, was werden die erleben, wenn sie 65, 70, 75 Jahre alt sind? Werden die dann auch nur sagen "Früher war alles besser"? ...anstatt etwas genauer, wie ich jetzt & hier:
Früher war alles anders.
(Quelle: Letzter Teil aus "Der Verfall der Aura", in: The KS Circle 218, pp. 8-11 & auf Seite 194 von "The Essence of The KS Circle, Vol.3")
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