Mittwoch, 15. Juni 2011

You don't need a weatherman to know which way the wind blows

Muss ich jetzt doch noch ernsthaft Französisch lernen?
In Frankreich gibt's eine Internet-Zeitung, die funktioniert: MEDIAPART. Sie hat Erfolg und sie lebt tatsächlich nur von den Abonnenten, die sie lesen wollen, für 90 € per anno. Dort geht also das prima, was in Deutschland nicht funktioniert. Jedenfalls nicht so, wie die deutschen Verleger es wollen und (noch) tun. Und vor allem: MEDIAPART ist ganz ohne Reklame. Und sie ist gut, denn sie ist so, wie man sich guten Journalismus vorstellt. Und wünscht. (Die gute Qualität bestätigt jedenfalls die SZ, ich kann ja leider nicht gut genug Französisch).
Diese französische MEDIAPART-Online-Zeitung scheint sich an Karl Kraus zu orientieren? Dass Reklame in der Zeitung was Übles ist, hat KK bereits vor 100 Jahren erkannt.
Ich glaube, auch heute wollen gute Journalisten mit Reklame nix zu tun haben; sie lieben die Sprache und sie wollen aufklären, jedenfalls die Guten, nicht Korrumpierbaren. Und ich glaube, es gibt sie. Immer noch. Menschen werden ja nicht korrupt und als Lügner geboren.
Nur, Journalisten (und Leser) haben sich so stark an die Reklame gewöhnt, dass sie ihnen als selbstverständlich vorkommt, quasi als von Gott gegeben: ohne geht es nicht.
Nun sieht man, es geht. (Auch der "Le Canard enchaîné", ebenfalls im Nachbarland, ist ganz ohne Reklame und floriert; allerdings als Satirezeitung und im Internet hat er nur eine kleine Seite, die zum Abonnement der Papierausgabe aufruft).
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Man glaubt es kaum, weil man's nicht gewohnt ist: Reklame ist nicht notwendig. Nicht mal im Internet. Und wenn man mal nüchtern drüber nachdenkt: sie ist NIE notwendig, sie ist nur lästig, verlogen und sie verschandelt unsere Welt, sie macht unseren Gesichtskreis nur knallbunt, aber nicht farbig.

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Das ist eine simple Kostenrechnung.
Klar kann eine Zeitung oder Zeitschrift ohne Werbung auskommen, wenn sie genug Käufer und/oder Abonnenten hat, dass der Kaufpreis kostendeckend ist.
Dafür gibt es ja auch Beispiele, z.B. im HiFi/High End-Bereich. Das sind dann natürlich eher Hochpreispublikationen.
Halt einfach eine Konzeptfrage. Es gibt ja auch die genau umgekehrte Idee, für den Leser völlig kostenlose Zeitschriften im Internet zugänglich zu machen, die rein werbefinanziert sind.
Denn das Problem ist, dass sich erfahrungsgemäß viele daran gewöhnt haben, dass im Internet das meiste "für umme" ist und das dementsprechend für nahezu selbstverständlich halten bzw. nicht bereit sind, für das Lesen von Texten etwas zu bezahlen.
Aber wie man es dreht und wendet - das Geld muss reinkommen, so oder so. Ob man es jetzt mit Werbung versucht oder ohne.

Davon abgesehen: Reklame im weitesten Sinne IST notwendig. Sonst wüssten die potentiellen Käufer nämlich gar nicht, welche Produkte es gibt oder zumindest was es an neuen Produkten gibt.

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Im Beitrag ist von "Zeitungen", also (politischen) Tageszeitungen die Rede, nicht von speziellen "Publikationen" oder Magazinen.

Dass es "dafür Beispiele" gibt, ist ja eben der Grund des Beitrags. Neben dem französischen Beispiel gibt's auch noch Huffingtonpost, aber dann ist schon Schluss mit Beispielen.

"Wenn nur genug Abonnenten..." = Das geht offenbar prächtig, wenn - bei Zeitungen - die Qualität stimmt; genau das steht im Beitrag.

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Ich würde mich freuen, wenn es so wäre.

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